Cannabismedikation und Fahrerlaubnis
Eine klare Anleitung für Cannabispatientinnen und -patienten, um sicher am Straßenverkehr teilnehmen zu können und Probleme mit den Behörden zu vermeiden.
Meldepflicht von Krankheiten und Medikamenten für Führerscheininhaber*innen
In Deutschland müssen Führerscheininhaber*innen prinzipiell gesundheitliche Beeinträchtigungen der Fahrerlaubnisbehörde melden, die die Fahrtüchtigkeit beeinflussen können. Dies dient der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden.
Meldepflicht und Vorgehensweise
Meldepflicht und rechtliche Grundlagen
- Gemäß FeV müssen Führerscheininhaber*innen ihre Fahrtauglichkeit sicherstellen.
- Bei Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme, die die Fahrsicherheit beeinträchtigen, besteht eine Meldepflicht an die Führerscheinstelle.
Beispiele für meldepflichtige Erkrankungen
- Schwere Herzerkrankungen,
- Epilepsie,
- Diabetes mit Unterzuckerungsgefahr,
- psychische und neurologische Erkrankungen sowie
- Sehstörungen sind meldepflichtig.
Arztbesuch
Konsultieren Sie Ihre Ärztin, ob Ihre Erkrankung oder Medikation die Fahrsicherheit beeinträchtigt.
Attest und Meldung
Lassen Sie sich ein Attest ausstellen und melden Sie sich bei der Führerscheinstelle.
Begutachtung
Die Führerscheinstelle kann eine MPU oder ein ärztliches Gutachten anordnen.
Fahreignungsprüfung durch die Behörden
Verkehrsmedizinisches Gutachten
In diesem Gutachten wird von Fachärzt:innen für Verkehrsmedizin untersucht, ob Sie trotz Ihrer Erkrankung und Medikation fahrtüchtig sind. Die Kosten für diese Begutachtung müssen Sie selbst tragen.
Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU)
Falls weiterhin Zweifel an Ihrer Fahrtauglichkeit bestehen, kann eine umfangreichere MPU angeordnet werden. Diese beinhaltet ausführliche medizinische, psychologische und leistungsdiagnostische Tests und ist deutlich kostenintensiver als ein Gutachten.
Informationspflicht gegenüber der Kfz-Versicherung?
Während Sie gesetzlich nicht verpflichtet sind, ihre Kfz-Versicherung über gesundheitliche Beeinträchtigungen oder entsprechende Medikation zu informieren, tragen Sie die Verantwortung, nur in fahrtüchtigem Zustand ein Fahrzeug zu führen.
Bei einem Unfall aufgrund von Fahrtuntüchtigkeit durch gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Medikation kann dies Auswirkungen auf Ihren Versicherungsschutz haben. Eine ärztliche Beratung und gegebenenfalls eine proaktive Kommunikation mit Ihrer Versicherung können dazu beitragen, Unsicherheiten zu vermeiden und Ihren Versicherungsschutz zu gewährleisten.
Auswirkungen auf den Versicherungsschutz
Nicht gemeldete Beeinträchtigung
Wenn Sie einen Unfall verursachen und dabei festgestellt wird, dass Sie aufgrund einer nicht gemeldeten gesundheitlichen Beeinträchtigung oder Medikamenteneinnahme fahruntüchtig waren, kann die Kfz-Versicherung Ihren Versicherungsschutz einschränken.
Versicherungsschutz verweigert
Im schlimmsten Fall kann die Versicherung den Versicherungsschutz komplett verweigern. Dies könnte auch zu Regressforderungen der Versicherung gegen Sie führen.
Verantwortung der Fahrer*innen
Es liegt in Ihrer Verantwortung, sicherzustellen, dass Sie die Voraussetzungen für das sichere Führen eines Fahrzeugs erfüllen.
Einstellungsphase beachten
Einnahme beginnen
Wenn Sie mit einer neuen Cannabis-Medikation beginnen, sollten Sie zunächst eine Einstellungsphase abwarten, bevor Sie aktiv am Straßenverkehr teilnehmen. Ihr Körper muss sich an die Wirkung gewöhnen.
Dosisanpassung
Auch bei einer Änderung der Dosis benötigen Sie eine Einstellungsphase.
In dieser Zeit sollten Sie bis zur vollständigen Gewöhnung kein Fahrzeug lenken.
Beständige Dosis
Sobald Ihre Cannabismedikation eingestellt ist und Sie die richtige Dosis für sich gefunden haben, können Sie in der Regel wieder fahrtüchtig sein. Hinterfragen Sie dies jedoch vor jeder Fahrt kritisch.
Verhalten bei Polizeikontrollen
Sofern noch keine Meldung an die Führerscheinstelle erfolgt ist (aus Kostengründen oder Angst, die Begutachtung könnte negativ ausfallen), können sich Betroffene an den folgenden Verhaltenstipps orientieren:
1
Ruhig und höflich bleiben
Bleiben Sie bei Verkehrskontrollen ruhig und antworten Sie höflich auf Fragen der Polizei. Eine aggressive Haltung könnte als Auffälligkeit gewertet werden.
2
Beantworten Sie Fragen wahrheitsgemäß
Auf die Frage, ob Sie Drogen konsumiert haben, antworten Sie klar mit „Nein“. Dies bezieht sich auf illegale Drogen oder Konsumcannabis, nicht auf Ihre Cannabismedikation.
3
Weisen Sie erst bei Nachfrage auf Ihre Medikation hin
Nur wenn die Polizei gezielt nach eingenommenen Medikamenten fragt, zeigen Sie Ihr Rezept und die Einnahmeanweisung vor. Ansonsten ist dies nicht erforderlich.
4
Ablehnung von Drogentests
Sie dürfen einen Urintest oder eine Blutabnahme ablehnen, solange keine konkreten Hinweise auf eine mögliche Drogenfahrt vorliegen.
Mögliche Auffälligkeiten
1
Fahrauffälligkeiten
Wenn sich der Krankheitsverlauf oder die Symptomatik ändern, muss der Arzt oder die Ärztin die Cannabistherapie entsprechend anpassen, um eine optimale Versorgung sicherzustellen.
2
Fehlende Dokumente
Das Fehlen eines gültigen Rezepts oder einer Einnahmeanweisung kann den Verdacht auf illegalen Konsum erhärten.
3
Beikonsum anderer Substanzen
Hinweise auf den Konsum weiterer psychoaktiver Substanzen wie Alkohol, Cannabis zum Freizeitkonsum oder illegaler Drogen erhöhen den Verdacht einer Drogenfahrt.
4
Aktenkundiger Konsum
Wenn bei Ihnen in der Vergangenheit bereits illegaler Drogenkonsum bekannt war, kann dies den Verdacht der Polizei schüren.
Verantwortungsbewusstes Fahren
1
Selbsteinschätzung
Hinterfragen Sie vor jeder Fahrt kritisch, ob Sie sich aufgrund Ihrer Cannabismedikation noch fahrtüchtig fühlen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst.
2
Berücksichtigung von Nebenwirkungen
Beachten Sie mögliche Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel oder Konzentrationsschwäche, die Ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen könnten.
3
Sichere Fahrweise
Fahren Sie stets vorausschauend, angepasst an die Gegebenheiten und respektvoll gegenüber anderen Verkehrsteilnehmenden.
4
Rücksicht und Mitverantwortung
Als Patientin oder Patient tragen Sie eine besondere Verantwortung für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden. Handeln Sie dementsprechend umsichtig.
Digitaler Nachweis: E-Rezept-App
Was ist die E-Rezept-App?
Die E-Rezept-App der Gematik erlaubt es Ihnen, alle Ihre eingelösten elektronischen Rezepte in einem Archiv zu speichern und bei Bedarf vorzuzeigen. Außerdem können Sie direkt über die App Rezepte an eine Apotheke Ihrer Wahl senden, ohne ein Papierrezept mitnehmen zu müssen.
Digitaler Nachweis
Mit der App haben Sie Ihren aktuellen Patientenstatus und Medikationsnachweis jederzeit auf dem Smartphone griffbereit.
Rezept-Archiv
Alle bereits eingelösten E-Rezepte werden in der App archiviert und sind so bei Verkehrskontrollen leicht einsehbar.
Praktische Apotheken-Anbindung
Über die App können Sie E-Rezepte direkt an eine Apotheke übermitteln, ohne Papierunterlagen mitnehmen zu müssen.